Die Dur-Tonleiter
am Beispiel C-Dur
ie Dur-Tonleiter (engl. „Major Scale“) ist die Basistonleiter in der
westlichen Musik und Harmonielehre. Sie ist quasi die Mutter aller Tonleitern und eines der wichtigsten und nützlichsten Musikkonzepte für Gitarristen.
In diesem stelle ich die Dur-Tonleiter im Detail vor und werde dir zeigen, wie man diese anwendet.
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Die dahinterstehende Theorie ist an sich nicht schwer, setzt allerdings voraus, dass du bereits ein paar grundlegende Prinzipien der Musktheorie beherrscht. Untenstehend findest du eine Info-Box, welche dir die wichtigsten Eckdaten zur Dur-Tonleiter aufzeigt. In dieser Aufstellung siehst du auch welche Vorkenntnisse für diesen Workshop hilfreich sind.
Dur-Tonleiter Eckdaten
Empfohlenes Vorwissen:
* T = Ganztonschritt (entspricht 2 Halbtonschritten)
H = Halbtonschritt
Warum ist die Dur-Tonleiter so wichtig?
Die Dur-Tonleiter kann als Fundament eines Hauses angesehen werden. Alle anderen Tonleitern bauen auf dieser auf und wenn du sie beherrscht, eröffnen sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten.
Du hilft dir dabei:
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Musiktheorie leichter verstehen
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die Noten am Griffbrett schnell finden
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Akkorde selber konstruieren und zerlegen können
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erste Erfahrung mit dem Improvieren machen
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Solos, Riffs und Licks besser verstehen
Alles in Allem ist die Dur-Tonleiter eine großartige Möglichkeit deine Fähigkeiten als Musiker auszubauen.
Teil I: Ein paar Grundbegriffe
Die Mutter aller Tonleitern
Je nach Anwendungsgebiet und Musikrichtung eignet sich eine Tonleiter besser als eine andere. Beispielsweise ist im Rock und Metal die Moll-Pentatonik (auch „Fünftonleiter“), im Country und Western die Dur-Pentatonik bevorzugt anzutreffen.
Der Dur-Skala kommt ein besonderer Stellenwert zu. Sie ist die Referenztonleiter für alle anderen Skalen. Das heisst, dass bei der Notation von Tonleitern immer die Dur-Tonleiter als Ausgangspunkt genommen wird. Die Anordnung der Töne auf deiner Gitarre und die Namensgebung für Akkorde und alle Formen von Harmonien bauen ebenfalls auf der Basis der Dur-Tonleiter auf. Die Dur Skala wird dich daher in deinem Musikerleben immer eng begleiten.
Kennst du die Muster und die grundlegende Theorie der Dur-Tonleiter, wird sie dir das Musizieren enorm erleichtern. Zuvor komplex anmutende Musikkonzepte werden viel klarer und einfacher zu verstehen sein und deine spielerischen Fähigkeiten werden sich merklich verbessern.
Hast du dich bisher noch nicht mit Tonleitern beschäftigt, ist die Dur-Tonleiter definitiv die erste Tonleiter die du erlernen solltest. Ist das Thema Musiktheorie insgesamt neu für dich, empfehle ich dir mit dem Workshop zu den Grundlagen der Musiktheorie zu starten.
Let's get started...
Die Dur-Tonleiter besteht aus 8 Tönen, wobei der erste und achte Ton gleich sind, nur eine Oktave voneinander entfernt. Der Grundton (= der Ton mit dem die Tonleiter beginnt) gibt der Tonleiter zusammen mit dem Tongeschlecht ihren Namen (Grundton "D" + Tongeschlecht "Dur" = D-Dur).
Als Grundton kann prinzipiell jeder Ton verwendet werden. Wird D als Grundton verwendet redet man von der D-Dur Tonleiter, wird F als Grundton verwendet, von der F-Dur Tonleiter… In diesem Workshop verwenden wir immer das C als Grundton. Spreche ich nachfolgend also von der Dur-Tonleiter, ist die C-Dur Tonleiter gemeint.
Die C-Dur-Tonleiter erkennt man am Klavier besonders gut, da sie sich nur aus den weissen Tasten zusammensetzt.
Die weisse Taste, die sich links von den zwei schwarzen Tasten befindet ist unser Grundton "C". Dem Grundton C folgen die Töne D – E – F – G – A und B. Als achter Ton kommt dann wieder das C ins Spiel, nur eben eine Oktave höher (Die Oktave wird nachfolgend in Kleinbuchstaben wiedergegeben). Die Noten der C-Dur Tonleiter lauten also C, D, E, F, G, A, B, c.
Abb.: Klaviatur und Noten
Teil II: Praktische Umsetzung
Wie verwende ich die Dur-Tonleiter auf der Gitarre?
Bildet man die Töne der Dur-Tonleiter auf dem Griffbrett deiner Gitarre ab, so ergeben sich am Gitarrenhals verschiedene Muster. Die sogenannten Skalen-Muster werden es dir ermöglichen, den gesamten Gittarrenhals zu nutzen und deine Finger wie von Geisterhand von einer zur nächsten gut klingenden Note zu führen.
Für die Dur-Tonleiter existieren fünf unterschiedliche Muster, mit deren Hilfe du die Tonleiter am gesamten Griffbrett deiner Gitarre spielen kannst. Egal welchen Grundton du für die Dur-Tonleiter wählst, die 5 Muster bleiben immer gleich. Lediglich die Position der Muster auf dem Griffbrett ändert sich.
Die Kreise auf dem Griffbrett repräsentieren die acht Töne der Dur-Tonleiter, wobei die weissen Kreise den Grundton C an den verschiedenen Positionen deines Gitarrenhalses darstellen. Alle diese Töne klingen harmonisch miteinander, weil sie Bestandteil der C-Dur-Tonleiter sind. Auf den ersten Blick mag die Anordnung der Töne chaotisch anmuten. In Wirklichkeit verbergen sich dahinter jedoch die erwähnten 5 Muster.
Lass uns das genauer ansehen und Ordnung ins Chaos bringen.
Abb.: Das Griffbrett und die Muster der Dur-Tonleiter
Die fünf magischen Blöcke
Die nachfolgend gezeigten Muster haben alle eine Gemeinsamkeit. Sie setzen sich immer aus einem linken und einem rechten Block zusammen. Der linke Block kommt aus dem vorhergehenden Muster und der rechte Block aus dem darauffolgenden Muster. Hast du schon mal Tetris gespielt? Dann wird es dir nicht schwer fallen, dir diese Blöcke einzuprägen.
Die verschiedenen Blöcke helfen dir, die fünf Tonleiter Muster aus dem Kopf heraus sehr schnell zusammenzusetzen ohne diese stur auswendig lernen zu müssen. Wichtig ist, dass du dir auch gleich die Position des Grundtons (goldener Punkt) für den jeweiligen Block einprägst. Zeichne die Blöcke ein paar mal auf, sieh dir an wie sie ineinandergreifen und präge dir die Position des Grundtons ein. Fahre erst fort wenn du alle Blöcke problemlos aus dem Gedächtnis zeichnen kannst.
Klappt es mit dem Zeichnen? Dann lass uns mit den Mustern weitermachen.
Die fünf Muster der Dur-Tonleiter
Im Folgenden findest du die fünf Muster der Dur-Tonleiter. An welcher Position des Griffbrettes sich das jeweilige Muster befindet, hängt vom verwendeten Grundton ab (dazu später mehr). Wir verwenden nachfolgend das C als Grundton.
Am Ende dieses Abschnitts findest du noch Tips zum Üben der Tonleiter. Ich empfehle dir, diese durchzulesen, bevor du mit dem Üben beginnst.
Abb.: Die Blöcke der Dur-Tonleiter
C-Dur Tonleiter: Muster I
Das erste Muster der C-Dur Tonleiter ist rund um den Grundton der dicksten Saite der Gitarre (E Saite oder 6. Saite) aufgebaut. Das C befindet sich am 8. Bund der Gitarre.
Das Muster ist leicht zu spielen. Platziere deinen Mittelfinger auf den 8. Bund der dicksten Saite und spiele den Grundton. Nun bewege dich von einer Note zur nächsten. Nach oben oder unten spielt keine Rolle. Bis du an der letzten Note angekommen, spiele das gesamte Muster rückwärts und am anderen Ende angekommen, wieder vorwärts. Achte darauf, dass du beim Üben immer mit dem Grundton beginnst und auch mit dem Grundton aufhörst.
Bei diesem Muster kommt der Grundton drei mal vor (goldene Punkte in der Grafik).
Abb.: Dur Muster No. 1
Theoretisch kannst du an jeder dieser drei Positionen beginnen und aufhören. Ich empfehle dir allerdings zunächst mit dem tiefsten Grundton (also auf der E Basssaite) zu beginnen / aufzuhören, da du dadurch ein Gefühl bekommst, wie die C-Dur Tonleiter klingt.
Sobald du das Muster fehlerfrei auf und abspielen kannst, brauchst du die nicht mehr an das starre Muster zu halten. Starte einen Backing Track in der Tonart C-Dur (einfach auf youtube "backing track c-major" eingeben) und spiele die Noten der Tonleiter in einer beliebigen Reihenfolge. Was du gerade machst, nennt man improvisieren.
C-Dur Tonleiter: Muster II
Muster 2 baut teilweise auf Muster 1 auf und lässt sich gut mit diesem verbinden. Vergleiche die linke Seite von Muster 2 mit dem rechten Teil von Muster 1. Erkennst du es? Die beiden Muster sind absolut identisch. Du brauchst dir also nur den rechten Teil von Muster 2 neu einprägen. In dem Muster befindet sich der Grundton auf der 4. Saite (D Saite).
Wichtig bei diesem Muster ist die Position deiner Finger bei der Note, die ich mit 3/4 gekennzeichnet habe. Spielst du die Tonleiter absteigend, dann verwende den 4. Finger (kleiner Finger). In aufsteigender Reihenfolge den 3. Finger (Ringfinger).
Abb.: Dur Muster No. 2
C-Dur Tonleiter: Muster III
Bei Muster 3 siehst du dasselbe Schema, wie schon bei Muster 1 und 2. Der erste Teil von Muster 3 ist identisch mit dem hinteren Teil von Muster 2.
Dieses Schema setzt sich von Muster zu Muster fort. Der Grundton befindet sich bei Muster 3 auf der A-Saite.
Das Muster ist einfach zu spielen und sieht keinen Fingerwechsel vor.
Abb.: Dur Muster No. 3
C-Dur Tonleiter: Muster IV
Der erste Teil von Muster 4 deckt sich wieder mit dem vorhergehenden Muster. Der tiefste Grundton ist auf der A-Saite.
Die Finger bleiben nicht auf der gleichen Höhe am Gitarrenhals während du das Muster auf und ab spielst. Achte darauf, dass du die angegebenen Finger verwendest.
Abb.: Dur Muster No. 4
C-Dur Tonleiter: Muster V
4 Muster bereits geschafft - grossartige Leistung! Dann wird dir das 5. Muster auch keine Mühe bereiten.
Mit dem Muster 5 schliesst sich der Kreis. Der Grundton befindet sich wie auch schon bei Muster 1 auf der dicksten Saite (E-Saite). Der erste Teil von Muster 5 deckt sich mit Muster 4. Doch was ist mit dem zweiten Teil? Der zweite Teil des Musters deckt sich mit dem vorderen Teil von Muster 1. Somit haben wir ein geschlossenes System. Jedes Muster bildet eine Kette mit dem vorhergehenden und dem nachfolgenden Muster.
Wichtig ist bei diesem Muster die richtige Fingerposition während du die Noten spielst. Wie bereits bei Muster 2, spielst du die mit „3/4“ gekennzeichnete Position in der Tonleiter absteigend mit dem 4. Finger. Aufsteigend verwende den 3. Finger. Dadurch verhinderst du, dass du zu sehr am Griffbrett hin und her springst.
Abb.: Dur Muster No. 5
With a little help...
Damit das Einstudieren der Dur-Tonleiter leichter fällt, habe ich dir eine kleine Merkhilfe zum Ausdrucken zusammengestellt. Du findest alle fünf Muster der Dur-Tonleiter, die einzelnen Blöcke und wichtige Eckdaten.
Ein paar Tipps zum Üben:
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Lerne immer nur ein Muster zur selben Zeit und fahre erst mit dem nächsten Muster fort, wenn du dieses ohne Mühe und fehlerfrei spielen kannst. Besser du beherrscht ein Muster, als du kennst die fünf Muster und kannst sie nicht in der Praxis anwenden.
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Beginne und beende das Muster mit dem Grundton der Tonleiter (farbiger Kreis). Um später die Muster für alle acht Tonarten der Dur-Tonleiter flexibel anwenden zu können, ist es wichtig, dass du dir auch gleich merkst, wo im Muster sich der Grundton befindet. Spiele die Tonleiter auf und ab und spüre bewusst die Bewegung deiner Finger und die Position deiner Finger. Sobald sich deine Finger an die Bewegung gewöhnt haben, versuche das Muster ohne hinsehen zu spielen.
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Trau dich zu experimentieren! Sobald du ein Muster fehlerfrei auf und abspielen kannst, brauchst du dich nicht mehr an das starre auf und abspielen des Musters halten. Starte einen Backing Track in der Tonart C-Dur (einfach auf youtube "backing track c-major" eingeben) und spiele die Noten der Tonleiter in einer beliebigen Reihenfolge (oder auch mehrere Töne gleichzeitig). Somit bringst du Abwechslung in dein Spiel und bekommst ein Gespür, welche Töne gut miteinander harmonieren.
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Tonleiter werden auch als Fingerfertigkeits- und Rhythmus Übungen verwendet. Benutze ein Metronom (es gibt inzwischen unzählige kostenlose Apps; mein Favorit ist GuitarTuna im App/Android Store) und steigere langsam und gleichmässig die Geschwindigkeit beim Üben des Musters. Ich empfehle dir mit 60 BPM (Schläge pro Minute) zu beginnen. Sobald es dir gelingt das Muster drei mal hintereinander fehlerfrei hoch und runter zu spielen, kannst du die Geschwindigkeit um weitere 5 Schläge erhöhen. Erhöhe die Geschwindigkeit nicht zu schnell. Es ist besser du kannst ein Muster langsam und ohne Fehler spielen, als schnell mit Fehlern. Dadurch verhinderst du, dir ungewollt Fehler oder eine unsaubere Griffweise einzuprägen.
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Übe zunächst die Muster separat. Improvisiere mit den einzelenen Mustern, indem du zu sogenannten Backing-Tracks oder Liedern, die in C-Dur geschrieben sind, spielst (Auf youtube findest du unzählige kostenlose Backing Tracks, wenn du den Suchbegriff „C Major Backing Track“ eingibst. Kannst du mindestens zwei Muster fehlerfrei spielen, versuche diese zu kombinieren, sodass diese gedanklich zu einem einzigen Muster verschmelzen. Fahre dann Stück für Stück mit den anderen Mustern fort, bis du alle verinnerlicht hast und diese frei miteinander kombinieren kannst. Schon bald wirst du in der Lage sein, die C-Dur-Tonleiter ohne Probleme auf dem gesamten Griffbrett auf und ab zu spielen.
Exkurs: Tonarten der Dur-Tonleiter
Kann ich die Tonleiter auch in anderen Tonarten spielen?
Ja, klar. Du kannst als Grundton der Dur-Tonleiter quasi jeden Ton verwenden, wobei manche Tonarten gebräulicher sind als andere. Durch die Wahl eines anderen Grundtons verschieben sich die Positionen der Muster auf den Bünden deines Griffbrett.
Beispiel:
Wir haben gesehen, dass sich der Grundton für Muster I in C-Dur am 8. Bund der E-Saite befindet. Wollen wir nun Muster I in D-Dur spielen, so müssen wir zunächst das D auf der E-Saite suchen. Dies befindet sich am 10. Bund. Muster I beginnt somit nicht mehr am 8. Bund, sondern am 10. Bund. An dem Muster selbst ändert sich nichts.
Hier findest du eine Übersicht aller Tonarten der Dur-Tonleiter. Du siehst wie sich die Muster je nach gewählten Grundton am Griffbrett verschieben. Damit du die Tonleiter schnell und flexibel in verschiedenen Tonarten spielen kannst, ist es wichtig, dass du die Noten am Griffbrett kennst. Eine Merkhilfe zu diesem Thema findest du hier.
Gut gemacht...
Du hast tapfer durchgehalten und bist am Ende des Dur-Tonleiter Workshops angelangt. Mit der nötigen Übung wirst du schon bald in der Lage sein, die Dur-Tonleiter auf deiner Gitarre auf und ab zu spielen und merken, dass die Auseinandersetzung mit anderen Konzepten der Musiktheorie mit dem gelernten Wissen viel leichter fällt.
Das Beste habe ich dir jedoch bis zum Schluss vorenthalten. Mit dem Erlernen der Dur-Tonleiter hast du quasi schon alles beisammen, um eine der meist benutzten Tonleitern der modernen Musik zu spielen - die Dur Pentatonik. Die Dur-Pentatonik lässt sich wunderbar für Rock, Metal und Blues verwenden und ist genaugenommen eine Vereinfachung der Dur-Tonleiter. Den Workshop zur Dur-Pentatonik findest du hier.
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